Recovery

Recovery (engl.) wird im Deutschen am besten mit „Genesung“ oder "Wiederherstellung" übersetzt. In Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen erlangt das Recovery-Konzept eine besondere Bedeutung. Hier kann Wiederherstellung als ein sehr persönlicher Prozess verstanden werden, der durch die Betroffenen auf dem Weg zurück zu einem erfüllten und hoffnungsvollen Leben durchlaufen wird. Das Recovery-Modell entwickelt sich in verschiedenen Ländern zunehmend zu einer Leitvorstellung für die Gestaltung der psychiatrischen Versorgung.

Hintergrund und Empfehlungen der Leitlinie

Schlüsselaspekte von Recovery

  • Der persönliche Recovery-Prozess ist verbunden mit Veränderungen der eigenen Haltungen, Werte und Ziele. Ziel muss hierbei nicht zwangsläufig Heilung oder die Kontrolle der Symptome bedeuten, sondern vielmehr ein selbstbestimmtes, in soziale Bezüge eingebettetes Leben innerhalb der krankheitsbedingten Grenzen. Ein Recovery-Prozess ist individuell und einzigartig. Er erfordert Aktivität und beinhaltet die Erfahrung von Veränderungen und Rückschlägen. In einer unterstützenden Umgebung wird Recovery gefördert. Recovery ist auch ohne professionelle Hilfe möglich.
  • Wichtige Prozessvariablen von Recovery sind:
    • Verbundenheit mit anderen Menschen
    • Hoffnung & Optimismus (z.B. der Glaube, das Veränderungen und Recovery möglich sind)
    • Identität (z.B. durch Überwindung von Stigmata)
    • Bedeutung und Sinnfindung (z.B. durch Neuorientierung mit der Erfahrung der Erkrankung)
    • Empowerment (z.B. durch Verantwortungsübernahme für eigene Entscheidungen)
  • Eine der entscheidenden Recovery-Elemente ist Empowerment. Empowerment kann als Selbstbefähigung und Förderung der Eigeninitiative, das Leben (wieder) selbst in die Hand zu nehmen, verstanden werden. Empowerment kann unterstützt werden, in dem den Betroffenen Selbstbestimmung zugetraut wird und sie in ihren eigenen Wünschen, Zielen und Entscheidungen bestärkt werden.

Empfehlung der Leitlinie (Expertenkonsens):
Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben ein Recht darauf, in ihren besonderen Bedürfnissen und ihrem individuell unterschiedlichem Hilfebedarf wahrgenommen zu werden, und sollten befähigt und in die Lage versetzt werden, ihre Interessen selbst durchzusetzen, sich zu organisieren sowie ihre Lebensverhältnisse individuell bestimmen zu können. (Selbstbefähigung/Empowerment)

Was unterstützt Recovery?

Unterstützt werden kann Recovery

  1. über die Haltung bzw. die Recovery-Orientierung der Behandler (z.B. Respektieren der Betroffenen-Perspektive, Förderung von Hoffnung und Selbstvertrauen, Aufbau tragfähiger und empathischer Beziehungen, Ermutigung) sowie
  2. durch spezifische Interventionen, die in Einklang mit dem Recovery-Konzept stehen und von denen angenommen wird, Recovery zu unterstützen. Zu den sogenannten Pro-Recovery-Interventionen zählen beispielsweise der Trialog, die Unterstützte Beschäftigung, die Unterstützung durch Genesungsbegleiter, Selbstmanagementansätze oder Ansätze einer mobilen Unterstützung des Wohnens

Empfehlung der Leitlinie (Expertenkonsens):
Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sollten in ihrem individuellen Recovery-Prozess unterstützt werden. Neben gezielten evidenzbasierten Interventionen, die die Betroffenen im Rahmen ihrer individuellen Ziele und Wünsche unterstützen, sie in ihrer Autonomie und Individualität stärken und die eine Inklusion in alle Lebensbereiche und Lebensqualität fördern, sollte in allen Bereichen der Versorgung eine Recovery-Orientierung entwickelt und gelebt werden. Die Grundlage hierfür liegt in einem gemeinsamen Verständnis von Recovery, das Gegenstand von Aushandlungsprozessen ist.

Adressen und weiterführende Links

  • Dachverband für Gemeindepsychiatrie: „Recovery für die Seele“: www.recovery.pdf
  • Dachverband für Gemeindepsychiatrie: „Recovery – Reise zur Gesundung": www.Recovery.pdf
  • Buchtipp: Perkins R & Rinaldi M. „Das Leben wieder in den Griff bekommen. Ein Handbuch zur Planung deiner eigenen Recovery.“ 2. Aufl. Bern: Universitäre Psychiatrische Dienste (UPD) Bern Abteilung Forschung Entwicklung Pflege und Pädagogik; 2010

© Universität Leipzig. Medizinische Fakultät Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)